Verrückt. Ich spiele ein Konzert. Draußen. Umsonst. Gar nicht Digital. nur Lokal. So wie Konzerte eigentlich immer noch sein sollten. (Aber mit Abstand). Diesen Sonntagnachmittag. Bei schönem Wetter im Hof des Dreikönigskellers. Direkt am Eisernen Steg in Frankfurt. Verrückt.
Auch ich hab jetzt natürlich ganz viel Zeit dazu Zuhause rumzuhängen
(Erstes Ergebnis davon ist dieses Video hier). Leider bin ich Trantüte
gar nicht dazu gekommen die Konzerte im April mit Tito Bazilla
anzukündigen, dementsprechend kann ich sie jetzt auch gar nicht so
richtig absagen. Egal. Seis drum. Wie (eigentlich) immer ist es
jetzt natürlich wichtig sich solidarisch zu den Mitmenschen zu
verhalten. Zu schauen wie man sich engagieren kann um den schwächsten zu
helfen. Denen, die durch alle Raster
fallen. Es ist wichtig besonnen wie kritisch zu bleiben. Sich gegen eine
Gesellschaft der Angst zu stellen, die nur den wenigsten hilft.
Natürlich geht es jetzt auch darum den Blick für die anderen drängenden
Probleme dieser Zeit offen zu halten.
Sehr wünsche ich mir jedenfalls das das Internet hier wenn das alles
vorbei ist wie leer gefegt sein wird. Es hilft nicht das schönzureden:
Livestreams ersetzen kein verschwitztes Punkkonzert im schummrigen
Kellerclub. Chats keine gemütlichen Spieleabende bei Freunden. Diese
„sozialen“ Plattformen hier schaffen keine selbstorganisierten Räume in
denen sich die Leute frei ausprobieren können. Das findet draußen statt.
In deiner Stadt. deinem Dorf. deinem Viertel. Von Angesicht zu
Angesicht. Gern auch Arm im Arm mit dieser ganzen Hippiekacke. Aber um
das später wieder Leben und wertschätzen zu können braucht es jetzt wohl
eine Pause. Ich hoffe möglichst viele meistern diese Situation und
lernen kreativ mit ihr umzugehen, Gewohnheiten die eh nur schaden
endlich über den Haufen zu werfen, verborgene Talente herauszuschälen
und sich mal wirklich mit dem zu beschäftigen, was sie umgibt. Dann läge
in der ganzen Dramatik auch eine Chance.
Der Song „Gedicht“ ist
natürlich viel älter als das was gerade so abgeht, aber mir hat er
irgendwie doch auch was dazu zu sagen.
So sieht sie aus, „allein / verbunden“ mitsamt Textheft und Downloadcode. Die Platte ist jetzt da und kann für 12€ plus Versand hier und hier erworben werden. Bitte kaufen. Ich hab keinen Platz für 150 Platten in meinem Zimmer.
Eigentlich
hatte ich das ganze ja schon mal für beendet erklärt. Aber da hat dann
doch was gefehlt. Also hab ich wieder Worte aneinander gekettet. Tasten
gedrückt, schnell und recht monoton. Euphorisch Ideen gehabt, Zweifel
bekommen und vieles wieder verworfen, manches verändert.
Ich hab
mich auf der Suche nach den passenden Instrumenten auf viel
Kleinanzeigenseiten herumgetrieben. Ein Synthesizer. Ein Midicontroller.
Fußpedale aus einer Orgel um mit dem Fuß den Synth zu spielen. Ein
halbakustisches Electric Piano aus den 80ern. Dahin ein Roadtrip mit
meinem Nachbarn. Hin zu einer Scheune in einem kleinen dunklen Ort
irgendwo an der A 7. Früher ist es mit Boogie-Woogie läufen durch die
Klubs gezogen, stand nun aber schon zehn Jahre in der Scheune herum. Als
wir das E-Piano ins kleine Auto verladen hatten, verabschiedete uns der
Vorbesitzer von Trauer ergriffen. Ich glaub ich kann verstehen warum.
Ein anderer glücklicher Umstand war es, dass die Band vom Proberaum
gegenüber das über ein Jahrhundert alte Klavier aus der „Königl. Preuss.
Hof. Pianoforte Fabrik Knauss in Coblenz“ nicht mehr bei sich haben
wollte. Es knarzt zwar sehr und der Klavierstimmer kann es nicht auf den
heutigen Kammerton stimmen (es ist quasi für einen Halbton tiefer
gebaut worden. Es gibt da über die Jahrzehnte tatsächlich so einen Trend
der die Stimmung allgemein immer weiter hochpitcht, A ist nicht gleich
A). Im Klavier innen drinnen hängen so Säcke. Drauf steht „Mottenpulver“
in Frakturschrift. Hängen da bestimmt schon ein paar Jahre. Dann wären
da noch die Kerzenständer für den Fall das man Nachts spielen will und
es kein elektrisches Licht gibt. Die Tasten sind aus Elfenbein, das ist
zwar Scheiße, aber so lief das damals. Wie viele kleine Menschen auf dem
Teil wohl schon unter strengen blicken gerade sitzend Klavier lernen
mussten?
Ich hab mir dann Mikrofone geliehen, die ich mir nie
leisten könnte. Hab des Nachts gewartet, bis die Coverbands aus den
Nachbarräumen nach Haus gefahren sind und beim Flughafen das
Nachtflugverbot einsetzte. Als es ruhig war, hab ich angefangen an dem
knarzigen altem Ding die Platte aufzunehmen.
Für zwei Stücke
fuhr ich nach Bremen ins Wohnzimmer meiner Eltern um am dortigem Klavier
den harten, kühlen Klang einzufangen. Der Rest, (E Piano / Gitarre /
Akkordeon / Synths / Beats / Glockenspiel und vor allem Gesang) entstand
in meinen 9qm Bahnhofsviertel FFM. Großer dank deshalb an die Kulanz
meiner Eltern und meines Mitbewohners. Gemastert wurde die Platte dann
in Berlin in der Straße in der diese Dönerbude ist bei der alle Schlange
stehen obwohl sie wissen das der gar nicht so geil schmeckt. Der Typ
der das Mastering gemacht hatte, hat dann vorgeschlagen, dass das ganze
auf jeden Fall auf Platte raus müsste. Das Ergebnis davon kommt
hoffentlich in ein paar Tagen per Post.
Das hat wahrscheinlich eh
niemand zu Ende gelesen, für so etwas ist das Medium hier eh nicht
gemacht und dann kommt mir das sicher spannender vor, als es für andere
ist. Nichtsdestotrotz, eine Info hab ich noch:
Mein neues Album „allein / verbunden“ ist jetzt auf den gängigen Streamingplattformen zu hören.
… ist der Name meines neuen Albums. Es erscheint am 1. Februar und kann ab jetzt bei Stereo Dasein vorbestellt werden. Ab jetzt gibt es auch (rechts von hier) den Song Gedicht von der Platte zu hören.
Ich gehe Ende Januar/Anfang Februar mit dem Bremer Klangkünstler „Kalmen Rossbreiten“ auf Tour. Hier könnt ihr hören, was er so macht: https://soundcloud.com/kalmen-rossbreiten
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